Frauenstreik 14.6.2019 in Biel. Foto: Roqia Alavi © Frauenplatz Biel

Frauenlöhne sind im Durchschnitt tiefer als Männerlöhne. Das hat vielerlei Gründe. Einer ist sicher, dass Frauenberufe viel schlechter bezahlt werden als Männerberufe. Die Pflegeberufe wehrten sich unlängst mit einer Initiative gegen den Pflegenotstand. Die meisten Pflegenden sind Frauen.

Ein anderer Grund ist der „unerklärbare“ Lohnunterschied, der immer noch ca. 8-10% ausmacht. Das ist natürlich auch ein Durchschnittswert. Er besagt aber, dass ein Mann und eine Frau auf demselben Posten bei derselben Ausbildung und Erfahrung doch noch immer beträchtlich unterschiedlich eingestuft werden. Und dagegen lässt sich offenbar nicht viel machen.

Die AHV-Abstimmungsvorlage möchte, dass die Frauen jetzt gleich lang arbeiten wie die Männer, wobei bereits ein Rentenalter von 67 für beide ins Auge gefasst wird. Diese Debatte der Erhöhung des Rentenalters zielt an den Bedürfnissen von Menschen und der Gesellschaft vorbei. Viele junge Eltern brauchen Grosseltern, Nachbarinnen, Leute, die einspringen und aushelfen. Je länger diese aber arbeiten müssen, desto weniger Unterstützung erhalten junge Eltern, allen voran die Mütter.

Aber auch für Kirchgemeinden und Vereine, Gremien und NGO Projekte ist die Erhöhung des Rentenalters kontraproduktiv. Wer zu wenig Zeit hat für die eigene Erholung, den Partner, den Garten etc., die/der wird sich auch nicht für ein anderes Projekt engagieren. Somit werden Freiwillige noch kostbarer werden, die älteren Renter*innen werden müder sein und sich weniger lang und weniger fest für die Allgemeinheit engagieren.

Die AHV Kasse muss saniert werden. Aber warum auf dem Rücken der Frauen? Das eine Jahr aller erwerbstätigen Frauen spült nicht viel Geld in die AHV Kasse. Dafür sind ihre Einkommen zu tief. Das eine Jahr schafft nur die Grundlage für eine Rentenaltererhöhung aller. Wobei die Frauen dann gleich nochmals die Zeche bezahlen. Wer die AHV Finanzen sichern möchte, soll sich doch für die Versteuerung der Dividenden von Aktionären einsetzen. Oder für die Erbschaftssteuer, so wie es die junge SP Schweiz skizziert.

Die Initative sieht vor, dass bis zu 50 Millionen Franken weiterhin unversteuert vererbt werden können. Aber was darüber hinausgeht, sollte im Einklang mit der Allgemeinheit und ihren Bedürfnissen stehen, statt ein paar Superreiche mehr zu produzieren.