Innerhalb der letzten 150 Jahre haben sich unsere Gewässerlandschaften stark verändert. Dieser Prozess ging einher mit einem kontinuierlichen Verlust an Biodiversität. Dass seit rund zehn Jahren neues Leben an den Ufern des Bielersees gedeihen kann, ist auch der Gesetzgebung zu verdanken.

Hie und da lesen wir über Aktionen zur Reinigung der Seeufer − insbesondere der Schilfgürtel. Vor ein paar Monaten haben zum Beispiel gegen 60 Freiwillige dieses Schilf bei Gerolfingen-Täuffelen von Schwemmholz und Müll befreit. Zu viel Schwemmholz hat zur Folge, dass das Schilf einknickt und in der Folge den Jungwuchs von Schilf zerstört. Damit die Seeufer nebst solcher Pflege auch zukunftsorientierte Aufmerksamkeit erhalten, braucht es die nötigen gesetzlichen Grundlagen. Über Jahrzehnte hinweg war die Bebauung und Bewirtschaftung von Fluss- und Seeufern nicht oder nur spärlich reguliert. Das änderte sich für die ganze Schweiz ab 2011 mit der Revision des Gewässerschutzgesetzes. Die Kantone sind seither verpflichtet, für die Revitalisierung von Gewässern zu sorgen.

Attraktive Uferzone in Ipsach

In unserer Region präsentiert sich eine beispielhafte Umsetzung beim Seewasserwerk des Energieservice Biel in Ipsach. Die Grünfläche vor dem Werk ist seit jeher eine beliebte Badewiese. Getrübt wurde das Vergnügen jedoch während Jahrzehnten durch die groben Steinblöcke, welche das hart verbaute Ufer vor der Erosion durch den Wellenschlag schützen sollten. Doch seit 2023 verfügt auch die Erholungszone vor dem neuen Seewasserwerk über ein abgeflachtes, leicht zurückversetztes Ufer, genau wie die Badebuchten im benachbarten Erlenwäldli. Dies gelang mit einer Kiesschüttung zwischen zwei seitlichen Stützelementen, die etwa 50 Meter auseinanderliegen. Diese Buhnen stabilisieren einerseits die neu eingebaute Kiesschicht und dienen andererseits als ökologische Strukturelemente im Wasser. Nördlich und südlich der Buhnen sind natürliche Elemente wie ein Holzriff, Wurzelstöcke und Raubäume eingebaut, die ausschliesslich der ökologischen Aufwertung des Seeufers dienen. Eine Nutzung durch Personen ist hier deshalb nicht vorgesehen.

Revitalisierung am Seeufer in Gals

Der Kanton Bern verlangte einen ökologischen Ersatz für die Seeaufschüttung, die im Rahmen des Doppelspurausbaus der SBB-Bahnstrecke erfolgte. Die Ufermauer zwischen Erlach und der Mündung des Zihlkanals wurde entfernt. Es ist vorgesehen, als ökologische Schwerpunkte, die Strukturvielfalt und Biodiversität im Wasser zu erhöhen und landseitig eine auentypische Artenzusammensetzung im Wald sowie seltene Landlebensräume zu fördern. Deshalb wurde entlang des Seeufers eine 90 Meter lange Uferschutzanlage aus doppelten Holzpflockreihen errichtet. Dazu kommen vier trapezförmige Wellenbrecher aus schweren Steinblöcken, Material aus der früheren Uferverbauung. Die Erfahrungen mit dem vorherrschenden Wellenklima bestimmen die Abstände der Brecher, damit sich an der abgeflachten Uferlinie wieder Röhrichtpflanzen ansiedeln können.

BEAT JORDI | NELLY BRAUNSCHWEIGER GFS-Gruppe Biel
FOTO: CHRISTOPH ISELI

Weitere Infos: Bieler Tagblatt 4. März 2024: Freiwillige befreien Schilf in Täuffelen von Schwemmholz Netzwerk Bielersee: Jahresberichte 2021 und 2023 www.netzwerkbielersee.ch/de/publikationen/jahresberichte