Bericht zum Anlass ‘Villa Religion’, 6.11.18, Villa Ritter, im Rahmen der Woche der Religionen
Es ist ein kalter, regnerischer Novemberabend. Zum Glück parkiert meine Mitfahrgelegenheit nahe der Villa Ritter. Dort soll ich, im Rahmen der Woche der Religionen, über die ‚Villa Religion‘ berichten. Aus dem schneidenden Wind ins warme Herrenhaus, die Treppe hinunter und von einem begeisterten und überaus freundlichen Haufen begrüsst werden. Teilweise mit Kommunikationsproblemen, da mein Französisch ‚sous la porc‘ ist, aber man verzeiht mir.
Nach und nach füllt sich der Raum mit Jugendlichen verschiedensten Alters. Und um Viertel nach Sieben beginnt der Event mit einem Dank und der Erklärung, wie das Ganze funktioniert. Drei Gruppen werden gebildet: Zwei französisch- und eine deutschsprechende. Jede Gruppe wird je eine Viertelstunde zu einem Thema diskutieren und Stichworte notieren. Danach gibt es eine fünfminütige Pause, um den Tisch und damit das Thema zu wechseln. Die deutschsprachige Gruppe besteht aus drei Christen, zwei Muslimas, einer Jüdin und einer «Ich glaube an die Wissenschaft». Diese Aufteilung sorgt für Gespräche, bei denen jede und jeder zu Wort kommen kann, als auch genügend Wissen zu den unterschiedlichen religiösen Ansichten, um nicht vermuten zu müssen. So haben wir uns zum Beispiel über positive Aspekte der Religionen, dem Unterschied von Kultur und Religion und dem von Glauben und Wissen unterhalten. Und damit dabei der Mund nicht austrocknet, wurden wir immer wieder gefragt, ob wir ein Getränk haben möchten. Also haben wir geredet und geredet und geredet und das Signal zum Wechseln der Tische kam jedesmal urplötzlich und exakt zu dem Zeitpunkt, als die Diskussion am spannendsten schien.
Doch wirklich erreicht wurde dabei nichts. Die üblichen Parolen von Toleranz, der Suche nach Gemeinsamkeiten und dass der Glaube andere Aufgabenbereiche übernimmt als das Wissen, wurden einmal mehr heruntergebetet – eine wirkliche Meinungsänderung oder Einsicht wurde nicht gefunden. Dieser und ähnliche Anlässe werden fast nur von offenen Personen besucht, obwohl gerade Verschlossene von eben diesen Zusammenkünften profitieren könnten. Doch wie man diese zum Besuch überzeugen kann, ist mir nicht klar.
Aber weg vom Zynismus. Die ‚Villa Religion‘ war ein Erfolg. Wir Jugendlichen konnten uns aussprechen, wir haben zusammengefunden und konnten den anderen Fragen stellen, die uns zu ihnen und ihrer Religion noch nicht klar waren, und die Atmosphäre war angenehm entspannt. Ich kann mich nur herzlich für den Abend bedanken und hoffe, dass in Zukunft ähnliche Veranstaltungen stattfinden. Nächstes Mal gerne mit grösseren Meinungsverschiedenheiten.
Jonas Fischer, Gymnasiast