Das Land am Horn von Afrika steht bei uns seit längerem in den Schlagzeilen. Die grösste Gruppe der 2017 in der Schweiz angekommenen Geflüchteten stammt aus Eritrea. Aber was wissen wir denn überhaupt über dieses Land? Über die Menschen, ihre Traditionen, Werte, ihre Kultur und Sprache, ihre Religion?

Seit Urzeiten ist Essen eine gute Gelegenheit, sich kennen- und schätzen zu lernen, Vorurteile ab- und Toleranz und Verständnis aufzubauen. Darum wird am Mittagstisch Kochkunst aus aller Welt am Donnerstag, 28. Juni im Paulushaus eritreisch gekocht. Eine Teilnehmerin des Bieler Begegnungstandems «Auf Augenhöhe» wird uns die ganze Vielfalt der eritreischen Küche auf den Teller bringen. Gleichzeitig ist es eine Gelegenheit, das Begegnungstandem einerseits und das ostafrikanische Land andererseits etwas näher kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen mit Menschen, die hier heimisch werden möchten.

Das Projekt «Auf Augenhöhe» wird durch den Arbeitskreis für Zeitfragen während zwei Jahren geführt und ist offen für Hiesige und Geflüchtete, die sich unabhängig von Religion, Aufenthaltsstatus oder politischer Orientierung von Mensch zu Mensch begegnen möchten.

Dorf in Eritrea

Was Reis für Asien, ist Injera für Eritrea. Injera ist ein gesäuertes Fladenbrot aus Teffmehl. Teff ist eine Zwerghirseart, die ursprünglich in Eritrea und Äthiopien vorkommt, heute aber auch in anderen Regionen angebaut wird. Teff ist von Natur aus glutenfrei, und könnte also in Zukunft für AllergikerInnen in der ganzen Welt an Bedeutung gewinnen. Neben Injera wird aus Teff übrigens auch Bier hergestellt. Da Teff  ausserhalb der Ursprungsländer sehr teuer ist, wird es oft mit Weizen-, Reis- oder auch Gerstenmehl gemischt.

Injeras sind nicht nur die Grundlage der meisten Gerichte, sondern dienen gleichzeitig als Teller und Besteck: gegessen wird traditionell von Hand. Die meist Wot genannten Beilagen werden aus den unterschiedlichsten Zutaten zubereitet wie z.B. Kartoffeln, Karotten, Spinat, Tomaten, Kichererbsen, Linsen, Zwiebeln, Erbsen, Reis, dazu kommen Milchprodukte, sowie Lamm- und Rindfleisch oder Huhn. Schweinefleisch gilt sowohl bei orthodoxen Eritreern wie auch bei Muslimen als verboten und kommt deshalb in der Küche kaum vor. Viele Gerichte sind mit Berbere gewürzt, einer scharfen roten Würzmischung.

Die christlich-orthodoxe Kirche Eritreas, eine altorientalische Kirche mit historischen Beziehungen zur koptischen Kirche, kennt sehr viele Fastentage, grundsätzlich jeden Mittwoch und Freitag. Insgesamt sind es rund 200 Tage, die so übers ganze Jahr verteilt sind, die längste und wichtigste Fastenzeit ist die vor Ostern. Es wird zwar gegessen, aber erst am Nachmittag, und Fleisch- oder Milchprodukte sind an diesen Fastentagen nicht erlaubt.

Was hierzulande wohl auch eher unbekannt ist: Der Legende nach sollen die beiden Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula ums Jahr 300 als Angehörige der orthodoxen koptischen Kirche aus Ägypten in die Schweiz gekommen sein – wo man sie dann ­ihres Glaubens wegen umbrachte.

Für VegetarierInnen ist die religiöse Fastentradition Eritreas aus ganz anderen Gründen wunderbar: Es gibt fast jederzeit und überall viele Gerichte ohne Fleisch. Dafür feine Glace, ganz ohne Milch.

Jebanna

Sehr typisch für Eritrea ist die Kaffeezeremonie: Zuerst wird eine Matte ausgebreitet oder Gräser rundherum ausgelegt. Dann rösten die Frauen in einem kleinen Pfännchen über der Glut grüne Kaffeebohnen, zerstossen diese dann in einem Mörser und brühen den Kaffee in einem speziellen Kaffeekrug, der Jebanna, auf. Nach dem Rösten wird das Pfännchen reihum gereicht und alle Anwesenden fächeln sich kurz mit der Hand den Kaffeeduft in die Nase. Serviert wird der Kaffee in kleinen Tassen und üblicherweise mit viel Zucker. Dazu wird oft Popcorn gereicht oder geröstete Getreidekörner. Es geht dabei nicht in erster Linie ums Kaffeetrinken, sondern darum, die Zeit, die es braucht, bis er bereit ist, für Gespräche und das Zusammensein zu nutzen. Schnell einen Kaffee trinken, das geht in Eritrea traditionellerweise gar nicht.

Sie können sich bis am 26. Juni unter der Nummer 032 365 35 36 oder per Mail an
ines.canepa@ref-bielbienne.ch für das Essen vom 28. Juni anmelden. Selbstverständlich gibt es auch vegetarisch, bitte bei der Anmeldung angeben.

Wir freuen uns auf Sie!