Die neuen gesetzlichen Regelungen sehen vor, dass seit 2020 beide Landeskirchen (die Katholische und die Reformierte) in regelmässigen Abständen über ihre Leistungen im gesamtgesellschaftlichen Interesse berichten. Nun liegen seit September 2023 die ersten dieser Berichte vor. Und sie sind in vieler Hinsicht aufschlussreich:
Das über 160-seitige Dokument der Reformierten Kirchen Bern Jura Solothurn listet sehr eindrücklich – systematisch nach Bereichen aufgeteilt – ihre Aktivitäten auf kantonaler, regionaler und lokaler Ebene auf. Beispielsweise in den Bereichen Jugendarbeit, Ehe–Partnerschaft–Familie, Unterstützung von Menschen mit Behinderung, für Menschen im Alter und in Abhängigkeitssituationen, Migrationskirchen, Migration und Asyl, religionspädagogische Bildung, Erwachsenenbildung, Religionsfrieden, spirituelle Begleitung, Kultur usw.
Der Bericht offenbart auch, dass die Reformierte Kirchgemeinde mit ihren vielen Arbeitsstellen in hoch-, mittel- und niedrigqualifizierten Segmenten eine bedeutende Arbeitgeberin mit guten Arbeitsbedingungen ist.
Auch die Freiwilligenarbeit ist eindrücklich: Der Wert der durch die Freiwilligen der reformierten Kirchen geleisteten Einsätze weist umgerechnet ganze 57 Millionen Franken für 2020 und 2021 auf. Diese eindrückliche Kennzahl wurde trotz der Einschränkungen durch Covid-19 in dieser Zeitperiode erreicht. Es ist also anzunehmen, dass der Wert in «normalen» Zeiten noch viel höher ist.
Diese Art von Berichterstattung ist für die Landeskirchen Neuland. Sie entspricht – in dieser Breite und Systematisierung – nicht der bisherigen kirchlichen Praxis. Sie ist dadurch eine Fundgrube sowohl für Behörden und Kirchenmitglieder wie auch für die allgemeine Bevölkerung. Ja, die Landeskirchen leisten viel für die Gesellschaft und tragen massgeblich dazu bei, den sozialen Frieden in der Schweiz zu wahren. Diese Stärken wurden im Bericht aufgezeigt, es wurde aber auch auf Herausforderungen hingewiesen, etwa bei der Selbstkritik, bei der Innovation, beim Umgang mit zunehmender Säkularisierung usw.
Was heisst das für die Zukunft? Es liegt nun sowohl an den Mitgliedern der Landeskirchen sowie deren Organisationen, weiter aufmerksam zu bleiben, die Stärken beizubehalten und daran zu arbeiten, die Herausforderungen anzunehmen und laufend besser zu werden.
Noël Tshibangu