Informations- und Mobilisierungsabend vom 14. Mai im Wyttenbachhaus mit Anne-Valérie Zuber, Dr. Margrit Wick-Werder, Silvia Steidle, Dr. Franziska Schutzbach, Nicole Ding, Dr. Luzia Sutter Rehmann

Ich streike weil…

… Gerechtigkeit, Arbeit, Liebe und Kirche weiblich sind. Es gibt viele Gründe, wieso sich Frauenanliegen wieder öffentlich Gehör verschaffen.

«Frauenrechte und Gleichberechtigung sind berechtigte Anliegen aller Frauen, nicht nur von ‚Emanzen‘ und ‚Lesben‘, wie dies die Medien beim Frauen*streik 1991 kleinzureden versuchten», erinnert sich Margrit Wick-Werder. Es geht um mehr! Mehr als um gleiche Löhne! Es geht um Anerkennung der Leistung von Frauen, bei der AHV, bei der Carearbeit, bei der Ämterverteilung in Wirtschaft und Politik!

«Ich führe meine Direktion nicht erfolgreich, weil ich ’sooo charmant‘ bin», argumentiert Silvia Steidle energisch auf dem Podium. Sie könne solche Sprüche nicht mehr hören. «Frauen gehören in alle Gremien, weil sie einen ebenso guten Job machen wie Männer.» Steidle wurde erst kürzlich als erste Frau an die Spitze der städtischen Finanzdirektorenkonferenz gewählt.

Franziska Schutzbach ergänzt: «Frauenrechte haben in der Schweiz immer einen besonders schweren Stand, weil sofort mit dem Argument ‚drohende Spaltung‘ und ‚Gefährdung der Konsenskultur‘ sämtliche Anliegen zu Gleichberechtigung abgeschmettert werden. Systematisch wird die Geschichte der Frauenrechte ‚vergessen‘, so dass jede Generation wieder von vorne beginnen muss. Da haben es Frauen in unseren Nachbarländern vergleichsweise einfacher, z.B. das Stimmrecht: Dies erhielten die Schweizer Frauen nach jenen in Jemen und gleichzeitig mit jenen in Bangladesch!» Franziska Schutzbach konkludiert: «Die offizielle Schweiz müsste sich bei den Frauen entschuldigen, mehr noch, sie müsste Reparationszahlungen für erlittenes Unrecht an die Frauen leisten.»

Obige Voten stehen stellvertretend für den farbigen, vielfältigen Abend mit 80-100 Frauen und dem hochkarätigen Podium (Franziska Schutzbach, Silvia Steidle, Margrit Wick-Werder und Anne-Valérie Zuber, moderiert von Luzia Sutter Rehmann und Nicole Ding). Itziar Marañón, gebürtige Spanierin und Mitglied des Streikkomitees Bern, mobilisierte bei den Anwesenden nicht nur den Widerstand, sondern auch das Herz und die Lust, am Frauen*streik vom 14. Juni teilzunehmen: Jede Frau ist anders, jede macht etwas anderes am 14. Juni, und das ist gut so. Alle Ideen und Beiträge sind willkommen: ob als Akademikerin, Mutter, Tochter, Arbeitnehmerin oder als Migrantin aus Europa, Kurdistan, Afrika oder Nahost.

Text und Fotos von Susanne Hosang

Nächste Sitzung des Bieler Streikkollektivs:
27. Mai, 19 Uhr, Ring 3, Biel
Kontakt: fsgf.bielbienne@gmail.com

Es formiert sich ein Unterstützungskomitee von Männern*, welches am 14. Juni Kinderbetreuung und ähnliches übernimmt.
Kontakt: Julian Rodrigues, 077 463 69 48