«Jesus is the light» so lautete der Leitsatz beim Besuch im Christ Covenant Ministry, einer der Migrationskirchen in Biel
Nach einer kurzen theoretischen Einführung über Biels Migrationskirchen durch Noël Tshibangu, führte uns der ETK-Kursabend weiter an die Ernst-Schülerstrasse 56 ins Christ Covenant Ministry zu Apostel Charles Ibekwe. Er ist der Gründer und Senior Apostel dieser einen Bieler Migrationskirche und stammt aus Nigeria. 2011 wurde sie ins Leben gerufen mit dem Leitgedanken und der Motivation, die Wände der Religionen und des Konfessionalismus abzubauen. So gehen dort Menschen verschiedener Hautfarben, Kulturen und Hintergründe ein und aus und besuchen seine eher protestantischen Gottesdienste. Diese finden jeweils mittwochs von 19-21 Uhr, freitags von 22-02 Uhr und sonntags von 12-14 Uhr statt. Zurzeit kommen hauptsächlich Menschen aus Kongo, Kamerun, Togo, Elfenbeinküste, Angola, Nigeria und Brasilien vorbei. Sie sind wohnhaft im Seeland, Berner Jura, in der Waadt, im Aargau und anderen Kantonen und reisen oft mehrmals pro Woche nach Biel zum Gottesdienst.
Gespannt traten wir also ein, in den grossen, hauptsächlich in blau-weiss pompös geschmückten Raum im 1. Stock eines ehemaligen Fabrikgebäudes. Ein Gottesdienst war gerade in vollem Gange. Apostel Charles unterbrach seine Predigt kurz, hiess uns herzlich willkommen und wies uns an, irgendwo in den Stuhlreihen zwischen den andern Gottesdienstbesuchern und -besucherinnen Platz zu nehmen. Dann setzte er seine Predigt fort, wie immer auf englisch, an diesem Abend mit französischer Simultanübersetzung einer Frau aus Kamerun. Das Ganze war mit Meditationsmusik untermalt und schaffte noch mehr geistige Atmosphäre. Wir lauschten den Worten des charismatischen Apostels und merkten bald, dass hier ein Gottesdienst inhaltlich und liturgisch ganz anders abgehalten wird als wir es in unseren Landeskirchen gewohnt sind. Sehr lebendig, laut, voller Enthusiasmus und aus tiefstem Herzen in Lobpreis-Kultur. «Jesus is the light» war der Leitsatz an diesem Abend und wurde von den Besuchern und Besucherinnen immer wieder laut nachgesprochen. Später formierte sich vorne rechts noch eine Gruppe der Anwesenden zu einem Chor und einer Band und es wurden einige gospelartige Lieder auf englisch und französisch gesungen. Das tönte wirklich super! Dazu durften wir andern in den Stuhlreihen stehend mitsingen, mitwippen, mittanzen und einige noch mit einem Schellenring im Takt begleiten. Es herrschte eine fröhliche Stimmung, eine Stimmung der Zusammengehörigkeit. Der Gottesdienst endete mit einem Gebet des Apostels und dem gemeinsamen Vater unser. Anschliessend waren wir noch zu einem feinen Essen in der unteren Etage eingeladen. Dabei hatten wir die schöne Gelegenheit, mit den anwesenden Mitgliedern ins Gespräch zu kommen und uns auszutauschen.
Migrationskirchen in Biel
Als Migrationskirchen werden Zusammenschlüsse von Christ:innen mit Migrationshintergrund bezeichnet, die sich selbst als Kirche verstehen (Kirche, Gemeinde, Hauskreis, Gebetskreis). In Biel allein gibt es rund 30 solche Gruppen. Die Mitgliederzahl variiert von 20 – 120 Personen. Es werden unterschiedliche Liturgien abgehalten und es bestehen recht dynamische Regeln und zum Teil individuelle Konzepte in der Glaubensausübung. Migrationskirchen können, in Kooperation mit den Landeskirchen, Versammlungsräume zu günstigen Mietkonditionen bekommen. Man ist auch immer mehr bestrebt, diese Kirchen in gemeinsame Projekte mit Landeskirchen einzubinden.
Die Migrationskirchen haben aber auch mit einigen Problemen zu kämpfen, wie etwa der gegenseitigen Konkurrenz und Spaltungstendenzen, dem Buhlen um Mitglieder, die Kirchenleitung, die Finanzierung der Raummiete, die Entlöhnung der Leitung, usw.
Die Plattform «Étre Église(s) Ensemble”, 2011 als Projekt vom Arbeitskreis für Zeitfragen entstanden, bezweckt einen Austausch und gegenseitige Unterstützung, den gemeinsamen Glauben und die Integration zu fördern sowie einen Dialog über theologische Fragen zu führen und deren Weiterbildung zu ermöglichen.
Fazit zum Besuch im Christ Covenant Ministry
Es war gut zu spüren, dass dieser Ort diesen Menschen sehr viel bedeutet, nämlich den Glauben gemeinsam leben, Zugehörigkeit, ein Stück Heimat in der Fremde, die eigene Kultur pflegen, ein Treffpunkt, Kontakte knüpfen, Erfahrungen austauschen und ein Stück Seelsorge. Für uns vom ETK war es ein sehr eindrücklicher und aufschlussreicher Abend im Christ Covenant Ministry bei Apostel Charles Ibekwe und der Besuch hat sich gelohnt. Wir haben Einsicht in diese Form und Praxis des christlichen Glaubens erhalten. Gut und richtig, dass es solche Orte und Gemeinschaften hierzulande gibt.
Carmen Breitenmoser