Am 18. Juni werden wir zum Klimaschutzgesetz, ehemals Gletscherinitiative, an die Urnen gerufen. Die Gletscherinitiative wurde 2018 eingereicht, im Herbst 2022 beschloss das Parlament mehrheitlich einen Gegenvorschlag, worauf die Initianten die Initiative zu Gunsten des schnell umsetzbaren Gesetzes zurückzogen. Seit jeher bemüht sich die Kirche um die Sorge zur Schöpfung. Am 1. Januar 1985 trat das Umweltschutzgesetz in der Schweiz in Kraft, eine Änderung fand 2013 eine Mehrheit.
Die ökumenische Kirche schwieg früher nicht, sie soll dies jetzt auch nicht tun. 1989, wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer, fand in Basel die erste Europäische Ökumenische Versammlung mit etwa 700 Teilnehmenden aus fast allen Nationen Europas statt. „Frieden in Gerechtigkeit“ war der Titel. Zentrale Anliegen der Kirche standen im Vordergrund: Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung sowie die politische Verantwortung der Kirche, wie dies auf der Webseite des Basler Münsters zu lesen ist. Im Arbeitskreis für Zeitfragen wurde zum selben Themenbereich eine Gruppe gegründet.
2015 schrieb Papst Franziskus eine Enzyklika zu «Sorge um die Schöpfung». Im selben Jahr wurde das Pariser Abkommen mit dem Ziel des Klimaschutzes von 195 Staaten unterzeichnet. Die Fastenaktion und HEKS führen seit mehreren Jahren die Kampagne Klimagerechtigkeit jetzt! Klimaschutz ist also Teil des kirchlichen Auftrags. Die Gruppe Blue Community der reformierten Kirchgemeinde Biel setzt sich seit ihrem Bestehen für das Menschenrecht auf Wasser ein und organisiert Veranstaltungen zu Gerechtigkeit, Ernährungssicherheit und Klimakrise.
Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen der Zivilgesellschaft sind ebenfalls für den Klimaschutz engagiert. Beispielsweise Thomas Metzinger, ein renommierter Gegenwartsphilosoph, sieht einen möglichen Weg aus der planetaren Krise in der Spiritualität. Das alte, durch Gier, Neid und Dominanzstreben angetriebene Modell, soll durch intellektuelle Redlichkeit, Ehrlichkeit und Achtsamkeit zu uns selbst, zu unserem Umgang mit Natur und Tier und mit unseren Nächsten ersetzt werden. «Bewusstseinskultur» nennt er das. Bereits im 12. Jahrhundert forderte Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153) uns auf: „Fang damit an, dass du über dich selbst nachdenkst, damit du dich nicht selbstvergessen nach anderem ausstreckst. Was nützt es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst und einzig dich verlierst?» Wahrscheinlich ist die Bewusstseinskultur eines jeden einzelnen die Voraussetzung für systemische Änderungen, die es unbedingt benötigt, um in eine andere Gesellschaftsform zu wechseln. Jede Person kann schon heute einen konkreten Beitrag zur Wende leisten. Am Montag, 5. Juni trifft sich die ökumenische Gemeinde und hoffentlich noch viele mehr um 18.30 Uhr im Ring zum nächsten politischen Nachtgebet.
Theo Hofer, Koordinator Blue Community der reformierten Kirchgemeinde Biel