Wir engagieren uns: lokal – global!

Der Arbeitskreis für Zeitfragen macht sich schon lange stark für Gerechtigkeit. Aktuell ganz besonders im Vorfeld der kommenden Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative. Beispielsweise Anfang Jahr mit einem Impulsreferat und anschliessendem Workshop mit Elísio Macamo, Afrika-Forscher und Soziologe aus Mosambik (Bericht im Bieler Tagblatt), im Juni anlässlich des First Friday in der Bieler Altstadt, wo wir gemeinsam mit der Bieler Regionalgruppe KoVI Unterschriften gesammelt haben, die im August zusammen mit einem offenen Brief an die Bieler Uhrenindustrie gingen.

Unterschriften sammeln für den offenen Brief an die Bieler Uhrenindustrie.

Die Reaktionen auf die Initiative sind gemischt. Viele Menschen befürworten sie erstmal ganz spontan, Gerechtigkeit ist doch eine gute Sache. Dann fängt man aber vielleicht an, zu recherchieren, weil man wissen möchte, um was es da genau geht. Man liest die Argumente der Befürworter, der Gegner und plötzlich wird man unsicher: Wer hat denn jetzt Recht? Was ist mit den Kosten für die Firmen, was, wenn Produkte deswegen plötzlich teurer werden, was, wenn mein Arbeitsplatz gefährdet wäre oder der meiner Kusine oder des Nachbarn, was, wenn…?

Auch mir ging es so, dass ich plötzlich Zweifel bekam, mich fragte, ob es der richtige Weg ist. Aber: es ist immer einfacher, gegen als für etwas zu sein, etwas zu zerpflücken als konstruktive Lösungen zu finden. Es braucht Mut, zu sagen: auch wenn es etwas kostet, auch wenn im schlimmsten Fall Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gehen (was ja schon fast standardmässig das erste Argument der Gegner bei fast allem ist), auch wenn es mehr Bürokratie verursacht, darf mich das nicht davon abhalten, an die zu denken, um die es in der Initiative geht: Frauen, Männer, oft auch Kinder, die unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten, um die Umwelt, die in rasendem Tempo zerstört wird, was am Ende auch für uns in der Schweiz zum Boomerang werden wird.

Es darf nicht sein!

Junger Abfallsammler in Saigon – Bild: wikimedia.org/common

Es darf nicht sein, dass wir unseren Wohlstand, unsere Arbeitsplätze und unser gutes Leben auf dem Rücken benachteiligter Menschen aufbauen. Es darf nicht sein, dass wir so tun, als wüssten wir von nichts, als wäre es unser Recht, es uns gutgehen zu lassen, während andere für uns schuften – zu einem Hungerlohn, unter menschenunwürdigen Bedingungen. Es darf nicht sein, dass Mensch und Umwelt mit Gift belastet werden – weit weg von uns – dass Urwälder abgeholzt werden, um Viehnahrung zu produzieren für unseren Fleischkonsum, dass die Rechte von Indigenen Völkern mit Füssen getreten werden, um Öl zu fördern für unser Benzin, dass Kinder in Minen schuften, für unseren Goldschmuck.

Und weil das alles nicht sein darf, werde ich – und hoffentlich ganz viele andere Schweizer Bürgerinnen und Bürger – meine persönlichen Interessen für einmal vergessen und JA sagen. JA zur Chance einer etwas gerechteren Welt, wo es mir ganz bestimmt immer noch sehr gut gehen wird und dazu vielen anderen wenigstens ein bisschen besser. JA zur Konvernverantwortung.
Weil alles andere keine Alternative sein darf!