Botschaften zum Politischen Nachtgebet vom 27. Mai
Das Gesetz über die obligatorische Krankenversicherung, das KVG, trat am 1. Januar 1996 in Kraft.
Es verfolgte ein dreifaches Ziel, nämlich neben der (schon damals) angestrebten Kostendämpfung auch die Solidarität zwischen allen Versicherten: Jede/r sollte von einer gleichwertigen Versorgung mit qualitativ hochwertigen Leistungen profitieren können und Personen mit geringem Einkommen sollten durch Zuschüsse entlastet werden.
Diese Zuschüsse, deren Höhe und Vergabekriterien grösstenteils von den Kantonen festgelegt werden, haben in den letzten Jahren stagniert oder sind sogar zurückgegangen. Sie werden, wie bereits erwähnt, nur an Personen und Haushalte mit geringem Einkommen vergeben. Andere, deren Situation etwas komfortabler ist, insbesondere Personen mit mittlerem Einkommen, erhalten keine Unterstützung.
Heute, im Mai 2024, muss man feststellen, dass die Ziele des Projekts nicht erreicht oder in gewisser Weise „verwässert“ wurden. Die Gesundheitskosten sind gestiegen und steigen weiter. Die Prämien sind explodiert und haben sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Dieser Anstieg wird leider bei weitem nicht von der Entwicklung der Einkommen gefolgt.
Am 9. Juni stimmen wir über die sogenannte „Prämien-Entlastungs-Initiative“ ab, die vorsieht, dass die Prämien auf 10% des Einkommens begrenzt werden.
Derzeit zahlt eine Familie mit zwei Kindern im Durchschnitt mehr als 1’000 CHF pro Monat. Viele Menschen sind schlichtweg nicht mehr in der Lage, diese Kosten zu tragen.
Eine Strategie, die viele Haushalte anwenden, um ihre Prämie zu senken, ist die Wahl einer hohen Franchise. Je höher die Franchise, desto niedriger die Prämie. Diese Strategie kann sich in jungen Jahren, wenn man noch gesund ist, durchaus lohnen. Den hohen Betrag, den die versicherte Person im Krankheitsfall dann aber konkret zu tragen hat, hält jedoch etliche davon ab, präventive oder therapeutische Massnahmen zu ergreifen, die eigentlich notwendig und sinnvoll wären – eine Strategie, die sich als gefährlich erweisen kann.
Das Wort haben Sie am 9. Juni.
Vorbereitungs- und Mitwirkungsgruppe:
Noël Tshibangu (Arbeitskreis für Zeitfragen); Peter Bernd, Claudia Christen, Stefan Herbst (Pastoralraum Biel-Pieterlen); Caroline Strasser, Rolf Lehmann, Klaus Hählen (Musikalische Begleitung)