Politisches Nachtgebet vom 26. Februar 2024, nachgedacht …

Unter diesem Titel fand das letzte politische Nachtgebet statt.
Auf dem Flyer des in ökumenischer Verantwortung durchgeführten Anlasses war zu lesen: «Die Kirchen setzen sich für das Menschenleben in Würde, für Gerechtigkeit und Solidarität ein. Das gilt auch für das Leben im Alter und bis zum Sterben eines Menschen.» Ja, dazu stehen wir.

Die Kirchen stehen im Dienst der Menschen. Wir, als Teil der Kirchen, sind nicht nur Teil der Gesellschaft, wir sind vor allem wichtige Akteure: als Institutionen wie auch in all unseren Funktionen und persönlichen Rollen.
Mit der kommenden Abstimmung über die 13. AHV-Rente stellen sich viele Gesellschaftsfragen aus verschiedenen Dimensionen, kirchlich, sozial, ökonomisch und natürlich auch politisch usw.

Unsere Antwort dazu lässt sich aus unseren christlichen Grundkoordinaten ableiten. Die Biblische Lesung stammte aus dem Buch Jesus Sirach (Sir 34,21-27).

Eingeladen zu diesem Politischen Nachtgebet haben der Pastoralraum der röm. Katholischen Kirche Biel-Pieterlen und der Arbeitskreis für Zeitfragen.

Hier einige ausgewählte Aussagen, zitiert aus Wortmeldungen unserer Gäste und Mitgestaltenden am Politischen Nachtgebet:

«Wenn ich den Armen zu essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum die Armen kein Essen haben, nennen sie mich einen Kommunisten.» Zitat von Dom Hélder Câmara, vorgetragen durch Peter Bernd, Pastoralraum der röm. Katholischen Kirche Biel-Pieterlen

«Was ist mit der Angst vor der Zukunft? Diese Angst, die letztlich die Vogelscheuche ist, um jegliche Massnahmen zugunsten von MigrantInnen, den Ländern des Südens, der Biodiversität und der Natur zu bekämpfen. Welches Vertrauen haben wir in Gott, wenn wir aus Angst vor der Zukunft nicht wagen, großzügig zu sein? Der Herr ist meine Hilfe, ich werde mich vor nichts fürchten, und ich möchte hinzufügen: ich werde nicht zulassen, dass dieses Vertrauen untergraben wird.» Denise Chervet, ehemalige Gewerkschaftssekretärin (und Mitglied im Pastoralraumrat)

«Die beruflich Aktiven zahlen in die AHV ein und der Bund zieht Alkohol-, Tabak- und Spielbankensteuern ein, die direkt in die AHV fliessen. Kapitalgewinne runden den Zufluss von Geldern ab. So wird die AHV finanziert. Sie kann die Renten zahlen und Reserven bilden für schwierige Zeiten. Heute ist die AHV sehr reich.» Juliet Bucher, Bieler Stadträtin

« Depuis 1948, l’AVS a permis aux personnes retraitées de mener une vie digne. Or les augmentations de loyer et les hausses des primes d’assurance ont englouti presque l’équivalent d’une rente mensuelle. Nombre de retraité-e-s, mais aussi de personnes en fin de carrière et proches de la retraite, s’inquiètent pour leurs fins de mois. C’est inacceptable dans un pays aussi riche que la Suisse. Nous pouvons aisément nous permettre d’introduire la 13ème rente AVS. » Zitat von Ruth Dreifuss, vorgetragen durch Caroline Strasser

Und noch ein Zitat. Auf die Frage «Warum Sozialismus?» antwortete Dorothee Sölle 1975 (Dorothee Sölle / Klaus Schmidt (Hrsg.) Christen für den Sozialismus, Kohlhammer 1975.): «Wenn man fragt: wie wird man ein Christ für den Sozialismus? so würde ich antworten: Liebe deinen Nächsten und achte auf die Erfahrungen, die du dabei machst. Du musst es allerdings gründlich, der Sache auf den Grund gehend tun… Der gründlich Barmherzige geht an die Wurzeln, d.h. er radikalisiert sich …»

Noël Tshibangu, Arbeitskreis für Zeitfragen

Mitgewirkt an diesem Politischen Nachtgebet haben: Peter Bernd, Claudia Christen, Pastoralraum Biel-Pieterlen; Caroline Strasser; Rolf Lehmann; Klaus Hählen, Musikalische Begleitung