Vernissage der Fotoausstellung vom 1.11.19

Die Ausstellung ist bis zum 30.11. im Ring 3 zu besichtigen. Melden Sie sich an, da der Raum nicht immer zugänglich ist.

Die Fotografin Roqia Alavi war im Auftrag des Frauenplatzes am 14. Juni unterwegs und hat Eindrücke vom Frauen*Streik festgehalten. Ihr ist damit eine ausserordentliche Dokumentation gelungen. Sie  hat die Wucht dieses Tages eingefangen, die Diversität, die Bewegung – die erhobenen Fäuste von Tausenden auf dem Zentralplatz beim flash mob, einer der stärksten Momente.

Immer wieder sieht Roqia Alavi das Grosse im Kleinen, in Details, in Momenten, die in der öffentlichen Berichterstattung wegfallen. So z.B. der Vater mit dem Kleinkind, mit angeregt roten Wangen, er ist dabei, darf er dabei sein? Ist er eine Nebenfigur heute – oder eben ganz zentral, wenn es um Veränderungen geht?

Roqia Alavi an der Vernissage im Ring 3

Es geht in dieser  Dokumentation nicht nur um die Grösse des Streiks – sondern auch um seine Qualität. Auf den Fotos werden auch Momente der Freundschaft sichtbar. Freundinnen zu haben ist nicht nur schön, es ist eminent politisch. Aber auch die politischen Slogans, die Forderungen der Streikenden sind minutiös ins Bild gesetzt und dokumentieren: der 14. Juni war kein Wohlfühltag, der Zorn der Frauen und ihre Schreie nach Respekt waren unüberhörbar.

Ich möchte heute drei Frauen das Wort geben, die am Streik teilgenommen haben, die mitgearbeitet haben an der Mobilisierung für den 14. Juni. Hier sind Itziar Marañón, Anna Tanner, Marie Moeschler.

Iziar Maranon ist Spezialistin im Bereich Integration und hat im Mai an einem Mobilisierungsabend im Wyttenbachhaus das Berner Frauenstreikkollektivs vertreten. Die Grösse des Streiks zeigt, dass die Frauen unheimlich mobilisieren können. Sie sind ein politischer Faktor. Die Parlamentswahlen zeugen von dem Engagement der Frauen, die Verantwortung übernehmen.

Anna Tanner ist Sozialarbeiterin und Stadträtin in Biel. Sie engagiert sich neben vielem anderen für die Erhaltung von Freiräumen in Biel und hat im Frauenstreikkollektiv Biel mitgearbeitet. Auch nach dem Streik haben viele Frauen weitergearbeitet, sich regelmässig im Frauenstamm getroffen, verschiedene Projekte auf die Beine gestellt (Radio ultraviolett, 16 Tage gegen Gewalt). Die Welle ist noch lange nicht vorbei…

Marie Moeschler, Gewerkschaftsbund GBLS, hat sich auch im Streikkollektiv Biel engagiert und am Streiktag eine fulminante, unvergessliche Rede gehalten, die Tausende begeistert hat. Sie verweist auch auf anstehende Projekte wie die Erhöhung des Rentenalters der Frauen. Angesichts der kleinen Frauenrenten bringt diese Erhöhung kaum etwas, nimmt den Frauen aber Zeit und Luft. Hier gilt es, alternative  Lösungen zu stärken (z.B. Mehrwertsteuer erhöhen).

Itziar Marañón, Marie Moeschler und Anna Tanner

Der Frauenplatz ist seit 25 Jahren der Dachverband und die Interessenvertretung für 25 Institutionen und fast 300 Mitgliedern. Wir thematisieren die Anliegen der Gleichstellung auch gegenüber der Stadt, z.B. mit der Charta oder mit Personalfragen und pochen auf die Sichtbarkeit von Frauen z.B. in der Bezeichnung von Strassen – darum haben wir uns sehr gefreut, dass es nun eine Laure Wyss Esplanade gibt. Der FP gibt die Zeitung Kulturelle heraus, die jüngste Ausgabe ist dem Frauenstreik gewidmet. Am 11. 11. letztes Jahr lancierte der FP den Rundgang «Wir Weiber. Frauen im Streik 1918-2018» – noch an diesem Tag formierte sich die erste Kerngruppe zur Organisation des Frauenstreiks von 2019. In diesem Sinne schliesst sich jetzt ein Jahr später der Kreis – oder besser, es geht weiter…