Die Stadt Biel aus neuer Perspektive erfahren

Stadtparcours Biel, Matthias Grütter

Nach einer Führung mit Matthias Grütter sind die Teilnehmenden überrascht, wie vielseitig die Stadt aus architektonischer Sicht ist.

Matthias, wie bist Du Stadtführer geworden?
Beruflich habe ich mich als Ü50-Jähriger neu orientieren müssen. Im Sommer 2018 habe ich ein grösseres Familientreffen in Biel organisiert. Bei vielen hatte die Stadt einen schlechten Ruf. Mein Plan: Mit einer Schnitzeljagd die Schönheiten und versteckten Orte zu zeigen. Freunde haben mich gefragt, ob sie die Schatzsuche auch machen können. So habe ich eine Nische gefunden. In Biel gibt es keinen FoxTrail oder Themen-Parcours wie in anderen Städten.

Wie hast Du die Aufbauphase finanziert?
Das war nicht einfach. Vereinzelt habe ich Nebenjobs gehabt und Familienangehörige haben mich finanziell unterstützt. Mir ging es gleich wie den meisten, die etwas Eigenständiges aufbauen, man kocht auf kleiner Flamme und improvisiert. Ende 2019 konnte ich sagen; es funktioniert. Ich kann mit den Parcours eine Existenz aufbauen.

Und während der Corona-Zeit?
Der erste Gedanke: Die Parcours finden draussen statt, also kein Problem. Doch Versammlungen waren nur noch zu fünft erlaubt. Um überleben zu können, bin ich auf grössere Gruppen angewiesen, Betriebsausflüge, Vereinsanlässe und dergleichen. Auch Einzelpersonen kamen nur noch spärlich. Ich übernahm einen Nebenjob.
Und zweitens habe ich neue Produkte entwickelt mit einem Bezug zu meinen Themen. Die Postkartenserie ist mittlerweile sehr beliebt. Eine Auswahl an Sirupen, Ingwersäften und Olivenöl ergänzt mit fiktiven Biografien bringt die Kundschaft zum Schmunzeln. Zu jeder Flasche gibt es eine Geschichte als Postkarte. Während ich mich bei Führungen an die Fakten halte, spinne ich bei den Biografien Fantasie und Wirklichkeit zu kleinen Welten zusammen.
Am Weihnachtsmarkt habe ich einen Stand, hier biete ich Allumettli mit Motiven aus meiner Fotoserie an. Rückblickend hat mir Corona sogar geholfen, mein Angebot zu erweitern.

Was motiviert Dich zu den weiteren kreativen Sichten auf unsere Stadt?
Die Parcours sind meine wirtschaftliche Lebensgrundlage. Ich liebe die Stadt und will den Menschen die Augen öffnen für die kleinen Dinge, welche das spezielle Lebensgefühl von Biel ausmachen. Ich hoffe, mit den Parcours das Feuer bei Einheimischen und Gästen zu entfachen.

Interview: Hans Rickenbacher, GFS-Gruppe

Mehr Informationen:
parcours-bielbienne.ch