Dr. Klara Butting, Leiterin der Woltersburger Mühle, Uelzen, im Gespräch mit Dr. Luzia Sutter Rehmann.

Wie liest man Psalmen befreiungstheologisch? Für Klara Butting ist es entscheidend, sie in die Not der Gegenwart hineinzulegen. Gerade die Psalmen 120-134 setzen sich mit der Gewalt auseinander, die in der Sprache, im Denken, in der eigenen Phantasie Formen annimmt.

  • Klara Butting, In die Gänge kommen. Die Psalmen 130-134. Ein Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Erev-Rav Verlag 2018

Im Arbeitskreis haben wir letzten Herbst – Winter eine Psalmengruppe zu den Pilgerpsalmen Ps 120-134 gehabt. Wir orientierten unsere Lektüre an den Übersetzungen von Klara Butting und ihrem hervorragenden Büchlein „In die Gänge kommen.“

Im Theologiekurs ETK setzt sich die Kursgruppe gegenwärtig mit dem Psalter auseinander. Auch da haben wir die Pilgerpsalmen angeschaut. Zu diesen gehört Ps 122. Noël Tshibangu (Teilnehmer ETK) hat mit uns seine wunderschöne Kurzpredigt geteilt:

„Sehnsuchts-Orte“, Psalm 122: Predigt IX in der Reihe zur Auslegung der Psalmen

Gottesdienst im Grossmünster Zürich zum Abschluss des CAS-Kurses „Interkulturelle Theologie und Migration“: Pfrn. Monika Frieden und Noël Tshibangu

Alle Teilnehmer*innen waren eingeladen, den bekannten Ps 23 in ihrer Muttersprache wiederzugeben. Für einige hiess das, sie suchten eine bosnische, englische, französische, ungarische und lingalesische Bibel, um uns Ps 23 in ihrer Sprache vorzulesen. Das war sehr schön! Andere haben den Ps 23 in ihren Dialekt übertragen, auch das war sehr überraschend.

Betty Monnier liest Psalm 23 aus der Bibel in gerechter Sprache

Betty Monnier, Psalm 23 in ihren eigenen Worten

 

Alain Philipona las den Ps 23 auf Patois und sagte dazu:

Lè Chômo – Die Psalmen im Waadtländer Patois

In alter Zeit sprach jeder Waadtländer den Patois. Dann ging diese kraftvolle Sprache, die die Identität einer großen Bevölkerungsgruppe bildete, allmählich verloren. Heute sind diejenigen, die noch Waadtländer Patois sprechen können, selten. Aber hier und da arbeiten Enthusiasten hart daran, sie zu erhalten.

Der inzwischen verstorbene Pierre Guex führte den Vorsitz der Association vaudoise des amis du patois, deren Ziel die Erhaltung dieses sprachlichen Erbes ist. Wir verdanken diesem Pastor, einem Latinisten, Hellenisten und Hebraisten, diese Übersetzung der Psalmen, die er 1999 veröffentlichte.

Auch in Mundart gibt es den Psalm 23

Gott isch mi Hirt
Psaum 23, vom David

Gott weidet mi, mir fäut nüt.
Uf ere grüene Matte lot er mi lagere.
Zum Usruhe bim Wasser füehrt är mi sanft.
Gott macht mi wieder läbig.
Gott füehrt mi uf d’Schpur vo der Gerächtigkeit.
So liegts im Name vo Gott.
Ou we tiefi Finschternis mi Wäg umgibt,
fürchten i nüt Böses.
Ja, du bisch bi mer,
di Stab u dini Stütze – si löh mi ufatme.
Du machsch dr Tisch vor mir zwäg
diräkt vor dene wo mi bedränge.
Mit Öu saubisch du mi Chopf
Mi Bächer fliesst über.
Nume Guets u Fründlichkeit wärde mir a aune Tage vo mim Läbe folge
u i wirde zrüggchere i Gottes Hus mis Läbe lang.

Elisabeth Hoffert