Mensch sein bedeutet, nach den eigenen Prinzipien zu handeln, erklärt der Afrikaforscher und Soziologe Elísio Macamo in seinem Referat im Haus pour Bienne (29.01.18). Die Schweiz hat sich eine Verfassung und Gesetze gegeben; es ist deshalb nur vernünftig, argumentiert Macamo basierend auf Kant’s praktischer Vernunft, dass Schweizer Konzerne dieselben Grundsätze auch im Ausland einhalten. Ganz im Sinne von: „Was du nicht willst, dass man dir tut, …“

Die Konzernverantwortungsinitiative kommt voraussichtlich im Winter 2018/2019 zur Abstimmung. 77 Prozent (!) der Bevölkerung hätten im Oktober 2017 die Initiative angenommen laut einer Umfrage des Forschungsinstituts GFS Zürich. Das war sogar noch vor der Publikation der Paradise-Papers im November 2017, welche viele neue Fälle von Schweizer Konzernen, die im Ausland ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, ans Licht brachten. Nach den Paradise-Papers meldeten sich innerhalb von zwei Wochen über 1000 Personen beim Trägerverein der Initiative, weil sie sich für das Thema engagieren wollten. Für viele Menschen ist die Konzernverantwortungsinitiative nicht eine Abstimmung wie viele andere, sondern eine ungeduldig erwartete Gelegenheit, via eine Verfassungsänderung in der Schweiz endlich die globale Wirtschaft mitgestalten zu können; und zwar auf eine Weise, die die Einhaltung von Menschenrechte und Umweltschutzbestimmungen im Ausland stärkt.

„Bei dieser Abstimmung geht es nicht um Afrika, sondern es geht um die Schweiz. Es geht um die Frage, ob die Schweiz glaubwürdig bleiben will. Es geht darum, wie die Schweiz zu ihren eigenen Werten steht. Es geht um make Switzerland great again!“ Der Saal im Haus pour Bienne ist gefüllt, und gebannt hören die Menschen der ruhigen Stimme des Afrikaforschers der Universität Basel zu. Im Publikum sind engagierte Bielerinnen und Bieler, LokalpolitikerInnen, Freiwillige vom Haus pour Bienne und Mitglieder der reformierten Kirchgemeinde Biel, die der Anlass organisiert hat. Der Kirchgemeinderat der reformierten Kirchgemeinde Biel hat bereits im Herbst 2015 entschieden, die Initiative offiziell mitzutragen. Aktuell ist sie noch die einzige laut der Website Kirche für KOVI, ansonsten stehen aber über 80 kirchliche und nicht-kirchliche Organisationen dahinter.

Möchten Sie sich auch für die Konzernverantwortungsinitiative engagieren? Melden Sie sich beim Lokalkommitee Biel (biel@konzern-initiative.ch).

Bieler Tagblatt, KOVI, AfZ, Samstag, 03.02.2018