Die Welt steht Kopf, so fühlt es sich jedenfalls an. Aber das tut sie nicht, sie dreht sich weiter und wir mit ihr. Was nicht heissen soll, alles ist gut, alles wieder beim Alten. Nein, überhaupt nicht, aber es heisst: das Leben geht weiter und wir müssen, sollen, wollen es meistern. So, wie es halt jetzt gerade ist.
Dazu ist viel Kreativität gefragt und ich komme grad aus dem Staunen nicht mehr heraus: Wo kommen plötzlich all diese Ideen her, wo die Solidarität, dieser Wunsch, gemeinsam etwas durchzustehen, zusammenzuhalten? Was genau macht da dieses Virus gerade mit uns? Zumindest mit denen, die es nicht krank macht?
Da geschehen Dinge, die hätte man vorher kaum für möglich gehalten. Wie viel davon dann nachhaltig ist, das werden wir sehen. Momenten sollten wir uns vielleicht einfach an dem freuen, was da gerade entsteht. Alle diese jungen Menschen (oder auch nicht mehr ganz junge), die für die älteren einkaufen, Nachbarn die zueinander schauen, Telefonringe, die aufgebaut werden. Mütter oder Väter, die Kinder von Eltern, die das – aus welchen Gründen auch immer – nicht selber tun können, homeschoolen, und und und.
Gerade noch schien uns alles zu entgleiten, die Eine oder der Andere stand am Abgrund der Panik, Angst schlich in unsere Köpfe und Herzen, Grenzen wurden geschlossen – innere und äussere. Ich will nicht behaupten, dass das alles jetzt weggeblasen ist, aber ich habe das Gefühl, es verändert sich. Man nimmt die Situation ernst, aber fängt an, sich zu arrangieren, wieder klarer zu denken, zu sehen, wo was wie machbar ist.
Und neben der Solidarität und Kreativität gibt es noch etwas: Dankbarkeit. Für die, die in dieser schwierigen Situation einen super Job machen, sei’s in Spitälern, Arztpraxen, Heimen, in der Schule, der Politik, im ÖV, bei der Polizei oder wo auch immer. Dankbarkeit für all jene, die alles dafür tun, dass es nicht schlimmer wird, dass unser Leben wenigstens einigermassen normal weiterlaufen kann. Dass es Essen gibt in den Läden, Transportmöglichkeiten, Medikamente. Dankbarkeit dafür, dass wir in einem Land wohnen, wo vieles besser ist, als wir manchmal meinen. Also statt zu schimpfen, über das, was (vermeintlich?) nicht so gut läuft, freuen wir uns über das, was organisiert wurde und wird, über einen Bundesrat, der sein Bestes tut, aber auch nur menschlich ist.
Draussen scheint die Sonne – zumindest jetzt gerade, während ich das schreibe – die Welt wirkt irgendwie friedlich da draussen, Bienen fliegen, Frühlingsblumen blühen, die Luft scheint sauberer – nein, sie ist sauberer. Und die Menschen scheinen irgendwie freundlicher, verständnisvoller, hilfsbereiter und ja, auch einander näher, trotz der körperlichen Distanz, die es jetzt einzuhalten gilt. Jede/r hat plötzlich Gesprächsstoff, wildfremde Menschen tauschen sich aus über die Hochs und Tiefs dieser plötzlichen und weltweiten Schicksalsgemeinschaft.
Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt der Welt, anderswo sieht es grad gar nicht friedlich aus. Aber für einmal will ich nicht von dem reden, was nicht geht, nicht gut ist, sondern vom Positiven. Und nehme mir auch gleich vor, das fest einzuplanen: die positiven Dinge zuerst zu sehen, sie wichtiger zu nehmen als die negativen. Ob ich das schaffe? Weiss ich nicht, aber versuchen kann ich’s ja.
S O L I D A R I T Ä T oder D A N K E wird vielleicht das Wort des Jahres 2020 – und COVID-19 möglicherweise das Unwort des Jahres. Ich hoffe und wünsche mir und uns allen, ja der ganzen Welt, das erstere nicht nur Wörter bleiben, sondern weiterleben, Neues entsteht und dass wir lernen, dass aus vermeintlich Negativem auch ganz viel Positives entstehen kann und dankbar sind dafür.
In diesem Sinne: bleiben Sie positiv!
Und hier noch ein paar Tipps, wie und was man füreinander tun kann.