An der Premiere vom 8. März fanden sich über 70 Personen ein, die den neuen Rundgang kennen lernten wollten. Das war eine gewaltige stimmliche Herausforderung für die beiden Führerinnen, Melissa Dettling und Liliane Gujer. Bei so vielen Geräuschen und Verkehr ging sicher das Eine oder Andere an Erklärung unter. Doch das Erlebnis sprach für sich: Jung und Alt, Frauen und Männer machten sich auf, um ein Stück Frauengeschichte und Kulturgeschichte kennen zu lernen.

An der Vorpremiere am Tag zuvor hatte die Hauptprobe im intimen Rahmen stattgefunden. Luzia Sutter Rehmann begrüsste die Sponsorinnen und Sponsoren, die das Projekt unterstützt hatten, und die trotz kühler Witterung gern dabei waren. Es ist ein grosses Plus dieses Rundgangs, dass er nicht nur von Stiftungen unterstützt wird, sondern auch von interessierten Personen von Biel, zudem stiess er weit über die Stadt hinaus auf Aufmerksamkeit. Es ist bis jetzt ein einmaliges Projekt, das Reisen von Frauen zu untersuchen und in einer Stadt festzumachen, wer wohin aufbrach und wer von wo hierherkam, was die Frauen auf ihre Reisen mitnahmen oder mitbrachten und darüber nachzudenken, was dies für die Entwicklung der Stadt bedeutet. Es passt aber gut nach Biel Bienne. Die Zweisprachigkeit der Stadtbewohnerinnen gehörte schon im 18. Jahrhundert zu ihrem Plus und führte sie  z.T. bis nach Berlin, Riga und St. Petersburg.

Im Wartsaal

Der Wartsaal mit den Fresken von Philip Robert zeigt Bilder von schönen, tanzenden, wartenden und reisenden Frauen ist eine wichtige Station des Rundgangs. Frauenbilder zur Unterhaltung der Wartenden? Eine ambivalente Sache. Doch mit Hilfe der Führerinnen beginnen diese Bilder zu sprechen und offenbaren die Vorstellungen über Frauen, die das Denken formten.

Danach drängte sich die Gruppe durch das Gewühl der Reisenden und PendlerInnen im Bahnhof  und liess sich über den afrikanischen Shop die Augen öffnen, in dem Haar-Extensions und Flechtkünste zu erstehen sind. Auch dahinter stecken Reise-Geschichten. Viele Afrikanerinnen bereichern die Stadt mit ihren Fertigkeiten, ihrem Knowhow, das auch Nicht-AfrikanerInnen zu gute kommt. Warum bewundern wir Frauen, die von Biel aus nach Sibirien reisen – haben aber das Gefühl, dass Frauen, die von Afrika hierher kommen, schwach und hilfsbedürftig sind? Reisen ist immer anstrengend und verlangt viel, eröffnet aber auch Horizonte und Räume.

Vor dem Rockhall

Im Rockhall gab es zum Abschluss einen Apéro. Man wärmte sich gern im exquisiten Entrée der Fachhochschule auf. Hier gingen die Fräulein Wildermeth aus – und ein, wenn sie nicht an europäischen Fürstenhöfen als Gouvernanten arbeiteten. Die Gemeinderätin Silvia Steidle begrüsste die Gäste und den neuen Rundgang, der ein neues Licht auf Biel werfe. Von den Pfahlbauerinnen bis zu Laure Wyss prägten die Frauen diesen Ort mit ihrem Wissen, davon zeugt auch der wunderschöne Samowar der Anna Rüfli-Anker, der Metzgertochter aus Biel und Lengnau, der heute noch im Albert Anker-Haus in Ins zu besichtigen ist.

Stadtführerin Melissa Dettling

Liliane Gujer Stadtführerin